Drei Sterne fürs Steirereck
Der Guide Michelin feiert sein Österreich-Comeback. Die Sieger, die Stimmen, die besten Häppchen des Abends.
Er ist wieder da! Nach 16 Jahren Abstinenz ist der Guide Michelin flächendeckend zurück in Österreich. Zuletzt durften sich nur die besten Restaurants in Wien und Salzburg in der internationalen «Main City»-Ausgabe mit den begehrten Sternen schmücken. Rund 2 Millionen Franken liessen sich Österreich Werbung und die Bundesländer die Rückkehr des roten Gastroführers kosten. Ein Engagement, das bei der Konkurrenz auf Kopfschütteln stiess: Gault Millau und Falstaff finanzieren ihre Restaurantbesuche und den Guide selbst. Der Guide Michelin Österreich erscheint indes nur als Online-Ausgabe.
Gefeiert wurde das Comeback im grossen Stil. Mehrere hundert Gäste, unter ihnen natürlich die besten Köchinnen und Köche des Landes sowie Vertreter der Politik und Wirtschaft, feierten am Dienstag, 21. Januar im Salzburger Hangar-7. «Für rund ein Drittel der Touristen in Österreich ist die Kulinarik ein Hauptgrund für ihr Kommen zu uns», so der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer. «Schön, dass der Guide Michelin zurück ist.» Astrid Steharnig-Staudinger, CEO Österreich Werbung, pflichtete ihm bei: «Wir werden in der Welt strahlen und das haben wir uns verdient.»
Vor und nach der grossen Show bereiteten Spitzenköche und ihre Brigaden Häppchen. Herausragend: Spitzkraut mit Haselnuss, leicht kandierten Trauben und Räucheraal an Sauce Mignonette von Thomas Dorfer aus dem Landhaus Bacher in der Wachau sowie das Knusper-Cornet mit gebeiztem Karpfenbauch und Blumenkohlschaum von Lukas Nagl aus dem Restaurant Bootshaus am Traunsee. Dorfer jubelte später ausgelassen über zwei Sterne, Nagl musste sich indes zur Überraschung vieler Gourmets mit einem Stern begnügen. «Ich bin sehr glücklich», erklärte der hochtalentierte Oberösterreicher, den Gault Millau zum Koch des Jahres 2023 kürte, dennoch. Der beste Wein des Abends: Armin Tements Chardonnay Zieregg Steilriegel Ried 2021 aus der Magnum. Knackig, mineralisch, leicht rauchig, gedörrter Apfel.
Und so freuten sich 62 Köche über einen Stern und deren 18 über zwei Sterne. Und in der höchsten Liga? Bislang war Juan Amador der einzige Koch in Österreich mit der Höchstwerbung. Diese konnte er verteidigen. Die Anwesenden spekulierten, ob allenfalls Supertalent Benjamin Parth vom Hotel Yscla in Ischgl gleich mit der Maximalnote einsteigen würde. Der 36-Jährige erhielt zwei Sterne und meinte grinsend: «Für den Anfang ganz okay.» Im Koch-Olymp angelangt ist dafür Heinz Reitbauer, Chef des Wiener Steirerecks im Stadtpark. Der 54-Jährige führt seinen Betrieb seit zwanzig Jahren und prägt die Identität der österreichischen Küche wie kein anderer. «Für uns ist heute ein Traum wahr geworden», so Reitbauer. «Nicht wegen unserem dritten Stern. Sondern weil seit heute Österreich als Feinschmeckerland wahrgenommen wird. Ich weiss nicht, ob wir uns als Dreisternerestaurant sehen. Unser Antrieb war immer nur, den Geschmack Österreichs auf den Teller zu bringen. Ich bin total überrascht.»
Darüber hinaus zeichnete der Guide Michelin 33 Restaurants mit dem Grünen Stern für besonders nachhaltiges Schaffen aus, 43 erhielten den Bib Gourmand fürs gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Josef Floh aus dem Gasthaus Floh in Langenlebarn war einer der Empfänger des Grünen Sterns. Dass es bei diesem blieb, ist zumindest kontrovers. Floh ist der Lieblingskoch zahlreicher österreichischer Topchefs, seine Küche unkompliziert, aber geschmacklich herausragend und immer spannend. Für seine Menüs greift er nur auf Produkte zurück, die aus einem Umkreis von 66 Kilometern stammen.Den grössten Applaus gab es indes nicht für einen der Dreisterneköche, sondern für den 83-jährigen Eckart Witzigmann. 1979 wurde seine «Aubergine» zum ersten Dreisternerestaurant Österreichs, Gault Millau verlieh ihm 1994 den Titel Koch des Jahrhunderts. Er konzipierte und berät das Restaurant Ikarus im Hangar-7
Text Benny Epstein
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