Madeira ist so divers wie ein kleiner Kontinent: an der Küste steil abfallende Felsen und azurblaues Wasser, in den Bergen mystische Wälder. Die einzigartige Lage mitten im Ozean macht die Insel auch kulinarisch zum Paradies.
Madeira liegt im wahrsten Sinn des Wortes unterwegs. Zwischen Europa und Afrika, auf der alten Seefahrerlinie von Portugal Richtung Indien. Auf der vulkanischen Insel fühlen sich exotische Früchte ebenso wohl wie Orchideen, gewaltige Lorbeer- oder Olivenbäume aus vorchristlicher Zeit. Ein grosser Teil dessen, was hier gedeiht, findet man auf dem Mercado dos Lavradores, dem Bauernmarkt im Hauptort Funchal.
Exotische Geschmackserlebnisse: Maracuja-Banane und Ananas-Banane
Die wunderliche Maracuja-Banane zum Beispiel. Von aussen ähnelt sie stark einer Banane, doch lässt sie sich nicht wie eine solche schälen, sondern wird der Länge nach halbiert. Innen offenbart sie schwarze, von orangem Fruchtmark umgebene Kerne – wie bei einer normalen Passionsfrucht. Das Ganze schmeckt auch eindeutig nach Maracuja, nur eine Spur herber. Insgesamt gibt es auf Madeira 15 verschiedene Sorten Passionsfrüchte, was zeigt, wie divers die Flora der nur etwas mehr als 800 Quadratkilometer grossen Insel ist – und mit ihr die Fauna. Madeira deckt drei Klimazonen ab, ist hier tropisch, da mediterran und dort gemässigt. Jede Klimazone wiederum setzt sich aus diversen Mikroklimata zusammen.
Wie die Maracuja-Banane ist auch die zweite höchst merkwürdige Frucht der tropischen Zone zuzurechnen: die Ananas-Banane. Die längliche, auch Monstera Deliciosa genannte Frucht, die von aussen an grüne Tannzapfen erinnert, darf man erst essen, wenn sich ihre Schuppen von allein lösen. Davor ist sie leicht giftig. Das Fruchtfleisch eines reifen Exemplars besitzt eine hellgelbe Farbe und schmeckt tatsächlich wie eine Mischung aus Ananas und Banane.
Weitere Gaumenfreuden
Neben den erwähnten exotischen Früchten, zu denen auch traumhafte, weil reif geerntete Avocados zählen, sind Fische und Meeresfrüchte die grössten kulinarischen Schätze Madeiras. Da ist zum Beispiel der Schwarze Degenfisch, ein archaisch anmutendes Geschöpf mit länglichem Kopf, markanten Zähnen und rabenschwarzer Haut. Er besitzt feines, aber festes, schneeweisses Fleisch, das ihn zu einem der beliebtesten Speisefische hier macht. Begleitet wird die von den Einheimischen Espada genannte Spezialität meist von Passionsfrüchten und kleinen Bananen.
Ruhe und Luxus in Funchal
Als Winston Churchill Madeira in den 1950er Jahren für sich entdeckte und sich im Fischerdörfchen Câmara de Lobos mit der obligaten Zigarre im Mund der Landschaftsmalerei widmete, war die Gegend touristisch noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Inzwischen legen hier längst die Kreuzfahrtschiffe der grossen Reedereien an, und in den Gassen der Altstadt von Funchal tummeln sich Besucherinnen und Besucher, die mehrheitlich englisch oder deutsch sprechen. Wer Ruhe und Entspannung sucht, findet sie aber noch immer. Auch mitten in Funchal. Dort steht das modernste Luxushotel der Stadt, das 2019 in seiner heutigen Form eröffnete Savoy Palace, dessen oberste Etagen seit dem vergangenen Jahr ein Hotel im Hotel bilden, das The Reserve. Den Gästen in den 40 Zimmern und Suiten (einige haben sogar einen eigenen Pool auf dem Balkon!) des exklusiven Refugiums steht als eine von vielen Annehmlichkeiten ein 24-Stunden-Butler-Service zur Verfügung. Wer etwa mit schmutzigen Schuhen von einer Wanderung zurückkehrt, findet diese bei der Rückkehr vom Abendessen sauber poliert wieder. Ganz so, als wären die Heinzelmännchen zu Besuch gewesen.
Eindrucksvolle Aussichten
Zwischen dem Savoy Palace und dem weiter Richtung Meer gelegenen Schwesterhotel Royal Savoy befindet sich das Herzstück der Anlage: ein tropischer Garten Eden mit 250 verschiedenen Pflanzen – darunter Frauenschuh-Orchideen, die von hölzernen Konstruktionen hängen – und einem 70 Meter langen Swimmingpool. Sämtliche Zimmer des Savoy Palace und des The Reserve bieten einen spektakulären Blick auf den Kreuzfahrtschiff-Hafen und das unendliche Blau des Atlantischen Ozeans.
Wer im The Reserve wohnt, kommt zusätzlich zum grossen Gartenpool in den Genuss eines Rooftop-Infinity-Pools auf der 17. Etage, wo sich mit einem Poncha von der Bar der Sonnenuntergang geniessen lässt. Der Poncha ist so etwas wie das Nationalgetränk Madeiras und noch beliebter als der hierzulande besser bekannte aufgespritete Wein. Er setzt sich in der Ur-Version aus Zuckerrohr-Rum, Zitronensaft, Honig und Kristallzucker zusammen, in dem die Zesten der Zitrusfrüchte eingelegt wurden. Der Zucker entzieht den Zitronenschalen die ätherischen Öle, was dem Aroma des trotz seines hohen Alkoholgehalts gefährlich süffigen Poncha zugutekommt.
Wünschen Sie weitere Informationen über die kulinarischen Höhepunkte von Madeira? Lesen Sie den vollständigen Artikel in der aktuellen Ausgabe des marmite Magazins.
Könnte dir auch gefallen
Süsse Pracht in Zürichs Altstadt
Mrz. 2024
Marc Döhring, der in marmite 6/22 unser Gastgeber war, hat an der Zürcher Schlüsselgasse seinen ersten eigenen Laden eröffnet.
Unsere 6 kulinarischen Lieblinge im Engadin
Mrz. 2024
Entdecken Sie sechs verlockenden kulinarischen Geheimnisse des Engadins, die von traditioneller Bäckereikunst bis hin zu exquisiter Pâtisserie reichen.
Ein Tempel für das Beste vom Schwein
Feb. 2024
Wie schafft es ein Restaurant, das nur Schweinefleisch serviert, auf Platz zwölf der inoffiziellen Weltrangliste?
Profis profitieren mit dem Kombiabonnement
Wir bieten Inhalt für Anspruchsvolle. Bestellen Sie noch heute Ihr Jahresabonnement!
Jetzt bestellen