Besser kochen – Besser leben. Mit Marianne Berger
Die von Maggi erschaffene Kunstfigur Marianne Berger prägte in den 1950er- und 1960er-Jahren die Kochgewohnheiten vieler Schweizer Haushalte.
Obwohl heute komplett in Vergessenheit geraten, verkörperte Marianne Berger Mitte der 1950er- und noch weit bis in die 1960er-Jahre hinein Zeitgeist pur: Als Kunstfigur von der Schweizer Werbeindustrie erschaffen – analog zu Mary Long oder der noch heute omnipräsenten Betty Bossi (ein Direktvergleich der beiden ist aus heutiger Sicht natürlich nicht opportun) –, nahm Marianne Berger im Auftrag des Lebensmittel-konzerns Maggi Hausfrauen, Junggesellen und Strohwitwer (die beiden Letzteren nicht zuletzt auch in der Zeitschrift marmite) unter ihre Fittiche und zeigte ihnen, wie einfach sich die Streuwürzen und Fertigsaucen aus Kempttal in die private Küche integrieren liessen.
«Besser kochen. Besser leben. Winke und Ratschläge von Marianne Berger» hiess beispielsweise ein 300-seitiger Wälzer im praktischen und küchentauglichen (da in Plastik eingeschweissten) Ringbuchformat, das sich nicht allein auf Kochrezepte beschränkte, sondern sich auch als Ratgeber für viele weitere Lebensbereiche verstand: Einrichten und Dekorieren der eigenen vier Wände, das richtige Kofferpacken (mit praktischer Checkliste). Korrektes Verhalten auf Zeltplätzen. Und natürlich auch die komplizierten Regeln, wie man zu Hause Gäste empfängt.
In Ziffer 5 der Pflichten des Hausherrn hiess es da zum Beispiel: «Helfen Sie Ihrer Frau unauffällig, wo es nötig ist: Natürlich nicht beim Aufräumen – aber ruhig beim Tranchieren des Geflügels oder Bratens, wenn dies bei Tisch geschieht, oder beim Ausschenken des Kaffees und natürlich beim Lenken der Gespräche.» Auch ein weiterer Punkt aus dem hausherrlichen Pflichtenheft lässt einen heute schmunzeln: So rief das Buch den Hausherrn explizit dazu auf, sich insbesondere den «Mauerblümchen in der Gesellschaft zu widmen und möglichst häufig mit ihnen zu tanzen» …
Maggi ging es natürlich vor allem ums Geschäft. Marianne Berger alias Maggi entführte ihre Leserschaft deshalb nicht nur in raffinierte Rezeptwelten, sondern auch nach Kempttal in eine hochmoderne «Musterküche» sowie ein perfekt eingerichtetes «Marianne-Berger-Institut», das auch von (hobbykochenden) Männern gerne besucht wurde. Natürlich pries Marianne Berger auch die herrschenden Arbeitsbedingungen in der Fabrikation in den höchsten Tönen: «In der Gemüserüsterei herrscht lustiges Geplauder. Ein munteres Völklein fröhlicher Frauen ist hier inmitten von riesigen Lauchstengelbergen emsig an der Arbeit.» Ganz getreu dem Motto: «Maggi im Dienste der Frau.»
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