Im gallischen Dorf des Genusses
Wie sieht ein Sternemenü in 25 Jahren aus? Vielleicht genau so wie 2022 bei Christian Kuchler. Gespickt mit Luxusprodukten, durchaus üppig und – bis aufs Dessert – ohne einen einzigen vegetarischen Gang. Eine provokative These, klar. Aber keine abwegige.
Gerade weil die alltägliche Ernährung zunehmend pflanzlich geprägt sein wird und muss, dürfte eine gegenläufige Philosophie in Sternerestaurants gefragt sein. Zudem hat die Klassik alle kulinarischen Strömungen der letzten Jahrzehnte überlebt. Die Taverne zum Schäfli, die Christian Kuchler vor sieben Jahren von seinen Eltern übernommen hat, ist so etwas wie das gallische Dorf der Spitzengastronomie in der Deutschschweiz. Schnelllebige Trends prallen am Familienbetrieb ab wie die Angriffe der Römer an der Heimat von Asterix und Obelix.
Hier stehen Gerichte auf der Karte, die den allermeisten Küchenchefs schlaflose Nächte bereiten würden. Seine Kreationen erinnern an französischen Meister. Kuchler gehörte zwei Jahre lang zur Brigade von Alain Ducasse im Pariser Plaza Athénée, einem der Heiligtümer der Haute Cuisine. «Ich bin als 21-Jähriger zusammen mit meinem Vater und zwei Koffern nach Paris gereist und sprach kein Wort Französisch», erinnert sich der heute 37 Jahre alte Koch. Die ersten zwei, drei Wochen waren für den Neuankömmling aus dem Thurgau so hart, dass er ans Aufgeben dachte. Doch er biss sich durch und fühlte sich bald viel wohler.
Bei allem Traditionsbewusstsein: Christian Kuchlers Küche ist alles andere als museal. Neue Einflüsse, die sich mit seiner Philosophie vereinbaren lassen, greift er freudig und spielerisch auf. So trifft man auf der Karte des besten Restaurants der Ostschweiz immer auch kreative Interpretationen von Gerichten an, die andernorts zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Absitzen, geniessen und nicht an die Kalorien denken. So grosse Genüsse wie in der Taverne zum Schäfli bekommt man nicht alle Tage.
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