Die Mutter aller Brote
Wer sie im Kühlschrank hat, muss nie mehr Hefe kaufen und isst bestes Brot, darf aber gelegentliches Kümmern nicht vergessen. Ein Hoch auf die Mutterhefe – und eine Anleitung.
Mutterhefe – hierzulande fast besser bekannt als «Sauerteig» – ist ein Gemisch aus Wasser und Mehl, das zum Leben erweckt wird. «Leben» ist dabei wörtlich zu nehmen. Denn tatsächlich wird bei der Aufzucht einer Mutterhefe ein teig von lebenden Mikroorganismen besiedelt – er fermentiert. Diese Mikroorganismen, wilde Hefen und Milchsäurebakterien, sind unsichtbar und doch allgegenwärtig. Sie leben auf der Oberfläche von Getreide, auf unserer Haut, in der Luft und gelangen von ganz allein in die Hefe.
Mutterhefe oder Sauerteig?
Dass die Mutterhefe im Deutschen sprachlich etwas weniger schmeichelhaft als «Sauerteig» daherkommt, ist klimatisch bedingt: Geografisch im Norden, reiften deutsche Mutterhefen früher eher kühl. Im Teig sind darum vor allem Essigsäure bildenden Bakterien aktiv. Das ist der Grund, dass nordische Brote traditionellerweise merklich saurer sind, als zum Beispiel eine italienische Ciabatta mit einer weicheren Variante der Mutterhefe, der «Lievito Madre».
Von der Mutterhefe zum Hefewürfel
1857 entschlüsselte Louis Pasteur die Wirkungsweise von Hefepilzen, was die Hefe auf einmal einfach kultivierbar machte. Die Bäckerhefe war erfunden. Sie machte die Teiggärung einfacher, schneller und genauer kontrollierbar.
Geschmackswunder
Zurück zur Mutterhefe, die während der Pandemie 2020 ihr grosses Revival in den Schweizer Haushalten erlebte. In einem Sauerteig bilden sich auf natürliche Weise etwa 200 flüchtige Aromaverbindungen. Die Fermentation ist der Hauptfaktor ist der Hauptfaktor für die Geschmacksbildung. Dabei entsteht eine Vielzahl von Säuren, Alkoholen, Aldehyden, Ketonen und Estern, die in der Hefe und später im Brot als fruchtige, blumige, buttrige, milchige, röstige, ätherische und karamellige Noten wahrgenommen werden können.
Bereit für Ihre eigene Mutterhefe?
Mit der Anleitung für Ihren eigenen Sauerteigstarter, können Sie nach ungefähr vier Tagen schon Ihr erstes Brot backen. Das Rezept stammt aus dem Buch «Brothandwerk» von Sasa Noël und Heike Grein und ist ein Meisterwerk der Brotbackkunst voller Wissen und Rezepte rund ums Backen mit der eigenen Hefe. Besonders schön: die marmite Redaktorin Sara Witmer hat das Buch von Anfang an begleitet. Von ihr gibt’s im Buch die «Backschule» mit allen nötigen Basics für gelungenes Backen.
Rezepte aus der marmite-Backstube – natürlich gibt es auch in der grossen Rezeptdatenbank von marmite zwei feine Brotrezepte mit dem eigenen Sauerteigansatz:
Nebst der Mutterhefe kann das Wort «Mutter» im Bereich Kulinarik noch viele weitere Rollen einnehmen – vom Mutterboden bis zu spannenden Müttern, die gleichzeitig erfolgreiche Gastronominnen sind. Das aktuelle Heft zum Thema können Sie am Kiosk kaufen oder in unserem Magazine-Shop bestellen.
Und wenn Sie keine Ausgabe mehr verpassen wollen, empfehlen wir Ihnen das Abo zum Vorteilspreis.
Könnte dir auch gefallen
Im grünen Herz von Fürstenau
Okt. 2024
Wie das Oz-Restaurant die Natur auf den Teller bringt und dabei auch «Unkraut» darauf landen darf
Wie das Oz-Restaurant die Natur auf den Teller bringt und dabei auch «Unkraut» darauf landen darf
Granatapfel und Feigenbäume
Okt. 2024
Von Hugenotten-Gärten bis zur Barockpracht – Auf zu einer Zeitreise in die bunte Geschichte des Gemüseanbaus in der Schweiz!
Wie die Pasta die Welt eroberte
Okt. 2024
Wer hat die Teigwaren erfunden? Wo gab man für Hartweizenpasta eine Garzeit von 45 Minuten an? Und seit wann isst man Spaghetti eigentlich mit Tomatensauce? Zeit für ein wenig Geschichtsunterricht!
Profis profitieren mit dem Kombiabonnement
Wir bieten Inhalt für Anspruchsvolle. Bestellen Sie noch heute Ihr Jahresabonnement!
Jetzt bestellen