Die dunkle Geschichte des Soul Food

14. März 2025

Höchste Zeit, diesem inflationär verwendeten Begriff auf den Grund zu gehen. Soul Food stammt aus der Zeit des Sklavenhandels in den USA.

Soul Food – heute oft als herzhafte, wärmende Wohlfühlküche bezeichnet – ist weit mehr als nur Essen. Die traditionelle Küche der afroamerikanischen Gemeinschaft hat ihre Wurzeln in den Südstaaten der USA und entstand aus den Essgewohnheiten versklavter Afrikaner, die während des atlantischen Sklavenhandels nach Amerika verschleppt wurden. Geprägt von afrikanischen, europäischen und indigenen Einflüssen, entwickelte sich Soul Food zu den prägendsten kulinarischen Traditionen Amerikas.

Von Afrika in die Südstaaten: Die Ursprünge von Soul Food

Auf den Sklavenschiffen schmuggelten afrikanische Frauen heimische Samen, versteckt in ihren Haaren, nach Amerika – darunter Reis, Okra und Hirse. Auf den Plantagen erhielten Sklaven oft minderwertige Fleischstücke wie Schweinefüsse, Ohren und Innereien. Ergänzt wurden diese durch Gemüse wie Grünkohl, Bohnen, Okra, Kartoffeln oder Mais, die oft in Eintöpfen verarbeitet wurden. Da viele Sklaven jagen und fischen durften, kamen auch Wild, Grauhörnchen, Opossums und Fischarten, die von den Weissen verschmäht wurden, auf den Tisch.

Aromen und Techniken – Afrika trifft Amerika

Soul Food ist bekannt für seine kräftigen Aromen und intensiven Gewürze. Während europäische Einwanderer hauptsächlich Salz, Pfeffer und Kräuter nutzten, brachten afrikanische Traditionen Cayennepfeffer, Muskatnuss, Piment, Zimt und Sesam mit. Viele Gerichte wurden als Eintöpfe zubereitet, langsam gegart und mit Essig oder scharfen Saucen verfeinert.

Einige versklavte Köche erlangten trotz ihrer Lebensumstände besondere Anerkennung. Hercules Posey, Koch von George Washington, durfte die Resten seiner Gerichte eigenständig verkaufen und verdiente so eigenes Geld. James Hemings, Thomas Jeffersons Koch, lernte auf Staatsbesuch in Frankreich und brachte Mac & Cheese in die USA.

Soul Food als Symbol der afroamerikanischen Identität

Lange wurde Soul Food als Armeleuteessen abgetan, doch mit der Bürgerrechtsbewegung gewann die Küche an Stolz und Bedeutung. Soul-Food-Restaurants wurden zu wichtigen Treffpunkten für Aktivisten, in denen politische Diskussionen geführt und Strategien für soziale Veränderungen entwickelt wurden. Gleichzeitig etablierten sich Gerichte wie Fried Chicken und Spareribs als feste Bestandteile der amerikanischen Esskultur.

Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs verbreitete sich Soul Food auch weltweit. Afroamerikanische Soldaten, die in Europa und Asien stationiert waren, eröffneten Restaurants und machten die Küche bekannt. In den 1920er bis 1940er Jahren erfreute sich die afroamerikanische Kultur – inklusive ihrer kulinarischen Traditionen – grosser Beliebtheit in Frankreich, wo Soul Food genauso gefeiert wurde wie Jazz und afroamerikanische Tänze.

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